#leavenoonebehind – Lage Bericht vor Ort

Oktober 7, 2020

Autor*in:

Stimmrecht Gegen Unrecht

Worum geht es?

In dem Video geht Svenja nicht nur auf die Zustände in Moria ein, sondern gibt auch einen kleinen Einblick auf die Struktur der NGO’s auf Lesbos, und warum diese wichtig sind für die Insel.

#leavenoonebehind - Lagebericht vor Ort

#leavenoonebehind - Lagebericht vor Ort

Autorinnen: Svenja Berfuss, Lea (SGU), Pauline (SGU)

(Dieser Text stammt aus dem Frühjahr 2020. Am 09. September ist das größte, euorpäische Camp für Geflüchtete (Moria) abgebrannt.) Svenja hat 2018/2019 SGU mitbegründet, befindet sich aber seit November 2019 auf Lesbos. Dort arbeitet sie als Freiwillige im Pikpa Camp, einem autonom verwalteten Camp, in dem 100 Leute leben. In Moria, dem größten Geflüchteten-Camp auf den Insel, hingegen leben um die 22.000 Menschen! Die Zustände vor Ort sind katastrophal und gerade jetzt in Zeiten der Corona Krise wird die Situation für viele Menschen im Camp tödlich enden – es gibt keine gesicherte Grundversorgung für die Menschen vor Ort, Hygieneregeln können nicht eingehalten werden, da es noch nicht mal fließend Wasser gibt in dem Camp, und vom Abstand halten brauchen wir gar nicht erst anfangen

»Ich befinde mich auf Lesbos. Lesbos, eine der Inseln in der Ägäis in Griechenland, neben Chios und Samos, die die Bürde Europas tragen und die gesamte Migrationspolitik allein durchstehen müssen.«

 
In dem Video geht Svenja nicht nur auf die Zustände in Moria ein, sondern gibt auch einen kleinen Einblick auf die Struktur der NGO’s auf Lesbos, und warum diese wichtig sind für die Insel. Vor allem erzählt sie aber auch aus ihrer Sicht über den Faschismus und die Gewalt, die im Februar/März noch verstärkt Einzug auf der Insel gehalten haben. #LeaveNoOneBehind, auch nicht in Krisenzeiten – erst recht nicht dann! Aktuelle Infos & Spendenmöglichkeiten, findet ihr auch unter dem von Svenja und Helfer*innen kürzlich erstellen Instagramkanal @lesvos.emergency.response. Nutzt eurer Stimmrecht gegen Unrecht, und vergesst die Menschen auf den griechischen Insel nicht!
 

» Vor 2016, bevor der EU-Türkei-Deal unterzeichnet wurde, diente die Insel einfach nur als Transit. Die Menschen sind hier angekommen, sind weiter aufs Festland, weiter nach Europa, nach Schweden, Deutschland, die Schweiz. Und die gesamte Bürde der Migrationspolitik wird nun auf diesen Inseln ausgetragen...«

»Es fing alles damit an, dass die Regierung in Athen festgelegt hat, dass sogenannte Detention Center, also „closed camps“, gebaut werden sollen. Im Norden von Lesbos sollte oder wurde ein Stück Land enteignet und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion kam die Fähre an, beladen mit schweren Maschinen, die diese Baustelle starten sollten. «​

»Und in diesem Machtvakuum hat sich eine faschistische Bürgerwehr gegründet. Faschistische Bürgerwehr – wir sprechen hier von Europa. «​​

»Es hält sich hier so eine Verschwörungstheorie, (...) Dass wir ihnen sagen, was sie auf ihre Schilder zu schreiben haben, was völliger Quatsch ist. Die Menschen in Moria, diese 22.000 Menschen, haben absolut jeden Grund und auch die Fähigkeit alleine zu demonstrieren.«

»Es gibt auf Lesbos ungefähr 80.000 Menschen plus 22.000 Menschen in Moria und de facto 2 Krankenhäuser. Wenn dieser Virus kommt und diese 22.000 vulnerablen Menschen erreicht, dann gibt es hier einen massiven Fight um Versorgung plus die ohnehin schon aufgeheizte faschistische und rassistische Stimmung.«

»Das heißt, ich appelliere an euch: Schaut, was die Seebrücke macht. Schaut, ob ihr euch solidarisieren könnt. Schaut, ob ihr bei Online-Protesten mit teilnehmen könnt. Vergesst die Insel nicht. Vergesst die Menschen nicht. Vergesst die ganzen Kinder hier nicht. Die Menschen brauchen euch und sind auf eure Stimme angewiesen.«